Lange Jahre waren das Privatkunden Geschäft fast ein lästiges Überbleibsel auf vergangenen Zeiten. Das große Geschäft wurde im Investmentbanking gemacht, Beratung von Kleinkrediten war da eine nicht sonderlich wichtige Größe angesichts des erforderlichen Beratungsaufwands. Dieses Geschäftsfeld haben die deutschen Großbanken, allen voran die Deutsche Bank gerne den Sparkassen und Genossenschaftsbanken überlassen. Wer dennoch nicht so recht wollte wurde kurzerhand in die Deutsche Bank24 ausgelagert.
Diese Zeiten sind längst vorbei – Privatkunden wurden vor allem von ausländischen Banken in den letzten Jahren als lohnendes Geschäftsfeld entdeckt, während die deutschen Banken noch umstrukturierten verpassten sie den Anschluss und stehen jetzt vor dem Problem kein für diese Klientel notwendiges Beratungsnetzwerk aufgebaut zu haben.
Die eigentlich einfachste Variante, die Übernahme von Genossenschaftsbanken oder Sparkassen ist aufgrund deren Organisationsstruktur nahezu unmöglich – was bleibt sind Finanzvertriebsorganisationen, die bereits im Markt etabliert sind und somit den Zugang zum Privatkunden bereits geschafft haben. Vor diesem Hintergrund erschien es nicht weiter verwunderlich, dass Mitte Dezember der AWD-Gründer Maschmeyer bekannt gab seine Anteile an dem Unternehmen an einen neuen Großaktionär zu veräußern. Alleine die Tatsache, dass ausgerechnet eine Schweizer Versicherung das Unternehmen übernehmen möchte lies aufhorchen, hatte es die deutsche Finanzlandschaft nicht geschafft ein adäquates Angebot zu machen und sich auf diesem weg einen vertreib einzukaufen, oder hatte man auch hier den Zeitpunkt verpasst?
Das Angebot brauchbarer Übernahmekandidaten wird dadurch noch knapper, vielleicht verstummen deshalb die Gerüchte zu einer MLP Übernahme durch die Deutsche Bank nicht. Sinnvoll wäre dieses Engagement aus Sicht der Deutschen Bank auf alle Fälle, rühmt sich doch MLP die Besserverdiener Finanzberatung zu sein und damit genau jene Klientel zu beraten, die der Deutschen Bank vor Jahren den Rücken gekehrt haben. MLP-Gründer und Großaktionär Lautenschläger hat bislang alle Gerüchte über einen Verkauf seiner MLP-Anteile dementiert, aber bei Übernahmen ist es wie im Sport – an jedem Gerücht ist auch ein bisschen was Wahres.