Bereits zum vierten Male nach 1994 (Peanuts), 2004 (Humankapital) und 2005 (Entlassungsproduktivität) entstammt das Unwort des Jahres einer wirtschaftlich problematischen Situation. Gerade der Bereich Wirtschaft mit seinen komplexen Zusammenhängen birgt für Medien die Chance oder auch das Risiko immer wieder neue Begrifflichkeiten erfinden zu müssen um wirtschaftliche Sachlagen ebenso zutreffend wie plakativ zu beschreiben. Immer dann, wenn die Wortschöpfung mit dem eigentlichen Inhalt des Wortes wenig gemein hat, ist die Chance auf eine Nominierung in diesem Wettbewerb naheliegend, betreffen wirtschaftliche Risiken meist komplette Bevölkerungen.
Ob Banken oder eher Bürger Not leiden ist keine Frage
Die Wahl fiel auf „notleidende Banken“, da diese Begrifflichkeit die Verhältnisse auf den Kopf stellen würden. Schließlich sei es vor allem ein von Banken geschaffenes Problem, welches jetzt von Bürgern bezahlt werden müsste. Notleidend seien am Ende eher die Bürger als die Banken, so dass hier die Realität nicht entsprechend dargestellt werden würde. Platz zwei bei der Wahl zum Unwort des Jahres belegte mit „Rentnerdemokratie“ ein politisches Kernthema, welches in Bezug auf die anstehende Rentenerhöhung und der Grundstzfrage “Wieviel Rücksicht sollte der Staat auf die Älteren, wieviel auf die Jüngeren nehmen” in der esten Hälfte des Jahres 2008 diskutiert wurde. Auch hier befand die Jury, passt Inhalt und Aussage nicht zur Realität.
Hinweis aus aktuellem Anlass – Eigennamen können kein Unwort sein
Einen häufig vorgeschlagenen Begriff hatte die Jury bereits im Vorfeld als nicht für die Auswahl zulässig abgelehnt, Ypsilanti sei als Eigenname nicht in die Auswahl zum Unwort des Jahres einzubeziehen, da es sich hierbei um keinen Kunstbegriff handelt, dessen Inhalt verfälscht werden könnte.