Bereits vor einigen Tagen wurde die Diskussion um das Thema „Lohnsteigerungen“ mit einer statistischen Berechnung eröffnet. Die Deutschen Haushalte, so wurden die Daten des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden zitiert, verdienen heute weniger als noch 1990. Netto gesehen, inklusive der jeweiligen durchschnittlichen Lohnsteigerungen und Inflation.
Niemand würde den Statistikern des Bundes einen Fehler zutrauen, aber Zahlen sind eben immer geduldig und wehren sich nicht gegen Interpretationen – weder von einer noch von einer anderen Seite. Gemäß der Pressemitteilung des Bundesamtes verfügte 2005 jeder private Haushalt im Durchschnitt über 33.700 Euro netto pro Jahr. Dieses Einkommen entspricht einem Plus von etwa 30 Prozent verglichen mit den Haushaltsnetto-Einkommen von 26.000 Euro des Jahres 1991.
Bedingt durch geringe Lohnzuwächse und steigende Ausgaben für Soziale Leistungen stagniert das Einkommen der Haushalte allerdings. Nachdem diese Meldung fast wieder aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwunden ist, haben sich nun Politik und Gewerkschaften diesem Thema angenommen. Nicht nur SPD Chef Beck befand, dass ein bischen mehr Geld in den Taschen der Bundsbürger auch einen sinnvollen Beitrag zur Volks-Zufriedenheit und natürlich den Binnennachfrage bedeuten würde. SPD-Generalsekretär Hubertus Heil wird mit den Worten zitiert „Die Leute müssen was in der Tasche haben, um auch die Wirtschaft ankurbeln zu können“ und bereitet damit den Weg für die gewerkschaftliche Auseinandersetzung mit den Arbeitgeber Vertretern. Aus Kreisen CDU wird keine Meinung zu diesem Thema forciert – Lohnverhandlungen sind Sache der Tarifparteien, so CDU Chefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel, der CSU-Generalsekretär Markus Söder warnt gar: „Übertriebene Lohnforderungen nützen der Wirtschaft nichts“.
Keine Meinung zu diesem Thema zu haben ist nicht unbedingt verkehrt, betrachtet man die Zahlen ein wenig genauer, fällt vor allem auf, dass die durchschnittliche Haushaltsgröße seit 1991 gefallen ist und viele kleinere Haushalte von jungen oder auch bereits verrenteten Personen geführt werden, die naturgemäß ein geringeres Einkommen habe. Auch abnehmende Geburtenraten ist mit ein Grund für sinkende statistische Größe der Personen pro Haushalt. Interessanter wäre in diesem Zusammenhang sicherlich das Persönliche-Pro-Kopf Einkommen aber darüber ließe sich sicherlich keine große Diskussion entfachen.
Ein Vorschlag von Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die Mitarbeiter am Unternehmenserfolg teilhaben zu lassen hat zumindest schon bei IG-Metall-Chef Jürgen Peters wieder die alte Lust am Diskurs aufblitzen lassen. Der Investivlohn sei ein „alter Ladenhüter“ bei dem Arbeitnehmer ein doppeltes Risiko eingehen – neben dem potentiellen Jobverlust käme auch noch das Kapitalmarktrisiko dazu.
Lieber nichts tun als etwas wagen? Dem alten Erscheinungsbild vieler Gewerkschafter treu bleiben ist nicht immer das, was sich die eigene Klientel, die Beitragszahler wünschen. Letztens widersetze sich in Bayern ein Betriebsrat erstmals der IG Metall und schloss mit dem Arbeitgeber einen Vertrag Standorterhaltung inklusive 40 Stunden Woche. Die Meinung des zuständigen IG Metall Vertreters ist bemerkenswert und wurde mit „Lieber keinen Job als 40 Stunden Woche“ sicherlich falsch interpretiert.
Bleibt zu hoffen, dass es moderate Lohnerhöhungen geben kann, die nicht wieder zu einem offenen Duell Arbeitgeber gegen Arbeitnehmer werden muss. Schließlich sollte es das Ziel aller Beteiligten sein und bleiben möglichst vielen Menschen eine Perspektive auf Arbeit zu gewähren, auch wenn diese vielleicht nicht immer den gewerkschaftlichen Anforderungen entspricht. Lassen Sie die Menschen doch arbeiten, das ist für alle Beteiligten die einfachste und beste Lösung.