Viele Jahrzehnte lang stand der Name Degussa für ein deutsches Qualitätsunternehmen. Auch vielen Privatanlegern war Degussa ein Begriff, denn das Unternehmen stellte unter anderem auch Goldbarren her. Gegründet wurde die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt (Degussa) im Jahre 1873, allerdings wurden die Aktivitäten im Bereich der Goldproduktion bereits vor rund zehn Jahren ausgegliedert. Einige Jahre später übernahm Umicore die Goldsparte. Jetzt kehrt der Name Degussa wieder zurück, denn die Milliardärsfamilie Finck hat die Namensrechte an Degussa erworben und will nun unter dem bekannten Namen auch wieder Goldbarren produzieren lassen.
Ein erklärtes Ziel ist es, Degussa neben Umicore und Heraeus als dritte Kraft wieder am Markt zu etablieren, was die Herstellung von Goldbarren betrifft. Das neue Unternehmen firmiert unter der Bezeichnung Degussa Goldhandel GmbH und will sich vorrangig mit dem Verkauf von Goldbarren an Privatkunden beschäftigen. Da Gold derzeit bei vielen Anlegern sehr beliebt ist, könnte der Zeitpunkt zur Neuaufnahme des Geschäftes sicherlich kaum besser sein. In der bayerischen Landeshauptstadt München gibt es bereits die erste Geschäftsstelle, in der die interessierten Kunden Gold(barren) erwerben können.
Namensrechte, Umicore und der clevere Deal
Die Degussa Goldhandels GmbH will also zukünftig die Goldbarren wieder unter dem „eigenen“ Namen verkaufen. Die Namensrechte an Degussa wurden von dem in Essen beheimateten Evonik-Konzern erworben. In diesem Konzern ging die Degussa ehemals auf. Dass der Erwerb der Namensrechte und der Neueinstieg in den Goldbarren-Verkauf sicherlich ein cleverer Schachzug war, zeigt auch die Reaktion von Umicore, die nicht gerade begeistert ist. Denn in den letzten Jahren war es so, dass Umicore alle Schmiedestellen der ehemaligen Degussa übernommen hatte und seit 2005 dann auch die Goldbarren mit dem Stempel „Umicore“ prägen lies. Daher tritt Umicore derzeit auch mit dem Slogan „Nur wo Umicore draufsteht ist Degussa drin“ am Markt auf. Damit soll verdeutlicht werden, dass Umicore nach wie vor die früheren Degussa-Goldbarren mit dem zugehörigen Know-how produziert. Zudem bemängelt Umicore, dass die Degussa-Goldhandels GmbH die Barren nicht selbst herstellt, sondern in der Schweiz produzieren lässt. Nach Angaben der Degussa-Goldhandels GmbH ist es allerdings dennoch so, dass bei der Produktion auf den Faktor Nachhaltigkeit sehr geachtet wird. Daher werden die Goldbarren auch nur bei solchen Produzenten hergestellt, die das Siegel „London Good Delivery Standard“ führen dürfen.
Der Sofortkauf als zentrale Geschäftsidee von Degussa
Im Zentrum der Geschäftsidee steht bei Degussa der mögliche Sofortkauf durch den Kunden. Denn während Goldbarren in der Bank normalerweise nicht vorrätig sind und daher zunächst eine Bestellung erfolgen muss, sollen die Kunden bei Degussa zukünftig in diversen Filialen das Gold direkt erhalten können, da ein Vorrat vorhanden ist. Im Bereich der Goldbarren ist das Angebot schon jetzt recht groß. So können die Kunden in einer Spanne beginnend vom 1-Gramm-Goldbarren bis hin zum 1-Kilogramm-Barren wählen. Alle Goldbarren mit dem „Degussa-Stempel“ verfügen mit 999,9 über den höchsten Feinheitsgrad. Neben dem Schriftzug „Degussa“ ist auf den neu erstellten Goldbarren zudem das Konzernzeichen aufgeprägt, nämlich Sonne & Mond eingeschlossen in der Raute.
Privatkunden als mögliche Profiteure
Die Bedingungen für die Wiederaufnahme der Goldbarren Produktion sind derzeit sicherlich nahezu optimal. Ein Faktor ist die Tatsache, dass viele Experten davon ausgehen, dass sich die Gold-Hausse des letzten Jahres nach einer kleinen Pause auch in 2012 weiter fortsetzen wird. Ein schwacher Euro und die Schuldenkrise werden dazu voraussichtlich beitragen. Zudem verfügt Degussa mit rund zehn Millionen Euro über ein überdurchschnittlich hohes Eigenkapital. Neben diversen Verkaufsstellen, die noch in 2012 in großen Städten eröffnet werden sollen, wird Degussa auch in den immer bedeutenderen Online-Goldhandel einsteigen.