Der DAX befindet sich im Sinkflug – oder auch in einer Korrekturphase, wie es sicherlich richtiger ausgedrückt ist. Das heute veröffentlichte ZEW Gutachten deutet darauf hin, dass das Ende der Euphorie an den Börsen wieder ein Stück weit näher gerückt ist. Ein Einbruch wie im Jahr 2000 ist sicherlich nicht zu befürchten, aber dennoch sollten sich Anleger von den zuletzt leicht erzielten zweistelligen Wertzuwächsen langsam aber sicher gedanklich verabschieden. Das Ende der Ausnahme scheint eingeläutet. Normalität kehrt zurück.
Nutzen wir den Moment der Börsenuneinheitlichkeit für einen Blick nach Übersee. In den USA ist wieder die Vor-Wahlzeit ausgebrochen. Die Kongresswahlen stehen an und die Umfragewerte des US Präsidenten, George Bush, sind so niedrig wie noch nie. Den Republikaner mangelt es an Visionen, ihrem Präsidenten an einem schlüssigen Konzept, was gegen die missliche Wahlprognose zu tun sein könnte.
Für weitere außenpolitische Maßnahmen bestehen praktisch keine Kapazitäten. Sowohl die Personaldecke, als auch die finanzielle Tragfähigkeit für weitere demokratisierungs- Projekte scheint nicht mehr gegeben. Da liegt es nahe den Blick auf inländische Probleme zu lenken, dass ist preiswerter und könnte auch dazu beitragen die allgemeine Meinung wieder für sich zu gewinnen.
Das Bush dabei ausgerechnet auf die Einwanderungsproblematik gestoßen ist, ist nicht wirklich verwunderlich, allerdings auch für die Meinungsbildung nicht ungefährlich. Nahezu ein Viertel der US Amerikaner sind Latinos, welche häufig Verwandte in den klassischen Einwanderungsländern Südamerikas haben und somit mit einer härteren Gangart nicht unbedingt besser von ihrem Präsidenten denken. Mit 61% ist dennoch die Mehrheit der Amerikaner der Meinung, dass die Einwanderungspolitik nicht ausreichend gelöst ist.
Die Antwort des Weißen Hauses: 6000 Nationalgardisten sollen zusätzlich die mexikanische Grenze überwachen. Rund 1,9 Milliarden US Dollar sollen zusätzlich auf diese Art zur Sicherung des Landes aufgewandt werden. Mehr Aufwand und Technik = mehr Sicherheit, so die einfach Formel.
Auch wenn die Vorstellung leider rein hypothetisch ist: Hätte man die 272 Milliarden US Dollar für den Irak Krieg und die zusätzlichen 1,9 Mrd. für die weitere Absicherung der Grenze in Projekte der Entwicklungshilfe investiert, hätten viel weniger Menschen einen Grund in die USA auszuwandern und könnten – auch – amerikanische Produkte konsumieren. Was sicherlich einen mindestens ebenso positiven Einfluss auf die amerikanische Wirtschaft gehabt hätte.
Oder um es platt zu sagen: Eine Ziege kostet 10,- Euro, 20 Ziegen ernähren eine Familie, alleine die USA hätten rein rechnerisch mit den o.g. Kosten für Krieg und Sicherheitsaufwendungen rund 1,3 Milliarden Familien eine Zukunft im eigenen Land geben können. Es wird vermutlich noch ein wenig dauern, bis sich solche Erkenntnisse gegenüber populistischen Meinungsumfragen durchsetzen können.