Ob viele Absolventen von Eliteuniversitäten sich bereits von ihrem zukünftigen Berufswunsch „Hedge-Fonds Manager“ verabschiedet haben ist unklar, Fakt ist – selten war der Gegenwind so stark wie momentan. Nicht nur die deutsche Regierung versucht seit Monaten das Thema „Hedge-Fonds Regulierung“ auch international als wichtigen Tagesordnungspunkt zu etablieren, auch in der deutschen Provinz regt sich massiver Widerstand gegen die Finanzinvestoren.
Im norddeutschen Oldenburg, eher als beschaulicher Ort bekannt, zeichnet sich ein erster Sieg norddeutscher Beharrlichkeit gegenüber den Vertretern der Hedge-Fonds Branche ab. Wie am Donnerstag bekannt wurde ist bei der immer noch schwelenden Auseinandersetzung um den Fotografie Dienstleister CeWe Color Holding AG das Aufsichtsratmitglied Sebastian Freitag zurückgetreten. Rücktritte sind bei Einmischung von Hedge-Fonds nicht selten, ein weithin bekanntes Beispiel erlebte die ehemalige Führungsspitze der Deutschen Börse, wo zunächst der Vorstandsvorsitzende und in der Folge auch der Aufsichtsratsvorsitzende Breuer seinen Platz räumen durfte.
Ungewöhnlich im vorliegenden Fall ist der Rücktritt des Hedge-Fonds Vertreters im Aufsichtsrat. Hintergrund des Rücktritts scheint die andauernde Gegenwehr des Unternehmens gegen eine außerordentliche Hauptversammlung bei der eine Sonderdividende zu beschließen gewesen wäre, zumindest, wenn es nach dem Willen der beiden Hedge-Fonds Aktionäre gehen sollte. Das Unternehmen CeWe Color Holding AG sei “massiv unterbewertet und überkapitalisiert”, um die Stillen Reserven zu heben, sollte dieser Schritt gegangen werden, der sicherlich nicht nur den beiden Hedge-Fonds, sondern auch allen weiteren Anteilseignern einen ansehnlichen Zusatzertrag beschert hätte. Angesichts des aktuellen Schlusskurses von CeWe Color (ISIN DE0005403901) von 36,40 Euro hätte die geplante Sonderdividende von 5 Euro je Anteilsschein eine Ausschüttung von ca. 13,7% bedeutet.
Als bislang unüberwindbares Hindernis haben sich die Altaktionäre des Unternehmens erwiesen, die Erbengemeinschaft des Fotoentwicklers hält zusammen rund 27% der Anteile, welche zuletzt aus einer Stillen Beteiligung zuletzt in Aktien umgewandelt wurden um das Anliegen der Fonds zu vereiteln.
Ob dies gelungen ist und die Fonds M2-Capital und K Capital von Ihrem Vorhaben Abstand nehmen ist bislang unklar, eines aber zeigt die Entwicklung sehr deutlich: Hedge-Fonds sind nur so stark wie das zur Verfügung stehende Kapital. So lange sich die Kapitalinhaber bzw. die Anteilseigner nicht dem „Rausch des schnellen Geldes“ hingeben, sondern bedacht agieren und einem kurzfristig zu realisierenden Gewinn widerstehen können, muss weder den G7, noch den Oldenburgern Bange sein. Norddeutsch stoisch schlägt also international ambitioniert.