Nun ist es gewiss: Die größte Bankenübernahme in Deutschland seit dem Kauf der HVB durch die UniCredit vor drei Jahren ist besiegelte Sache. Die Commerzbank kauft die Dresdner Bank. Dem haben die Aufsichtsräte von Commerzbank und Allianz gestern zugestimmt. Der Verkaufspreis für die Dresdner Bank liegt bei 9,8 Milliarden EUR. Die Finanzierung erfolgt in zwei Schritten und soll bis Ende 2009 abgeschlossen sein.
Das neue Institut tritt voraussichtlich unter dem Namen Commerzbank auf, der Name Dresdner Bank soll verschwinden. Der Übernahme werden rund 9.000 Stellen zum Opfer fallen. Außerdem beabsichtigt die Commerzbank, bis 2012 mehr als 300 ihrer künftig 1.500 Filialen zu schließen. Die erwarteten Synergien aus dem Zusammenschluss beider Institute werden auf rund fünf Milliarden EUR geschätzt.
Unter Analysten werden allerdings nicht nur positive Stimmen zum Zusammenschluss laut. So sehen viele in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs in Deutschland eine schwierige Integration auf die Commerzbank zukommen, an der bereits die Allianz gescheitert ist. Angesichts doppelter Filialnetze und Systeme zur Informationsverarbeitung gehen Experten von hohen Integrationsrisiken und nicht zuletzt Restrukturierungskosten für die Commerzbank aus.
cominvest geht an Allianz
Die Allianz wird auch künftig an der neuen Bank beteiligt sein. So soll sie zunächst 18 Prozent an der Commerzbank halten und bis zum Abschluss der Transaktion mit knapp 30 Prozent an dem neuen Institut beteiligt sein. Die Beteiligung verschafft der Allianz Zugang zu einer vergrößerten Vertriebsplattform.
Im Zuge des Verkaufs der Dresdner Bank übernimmt die Allianz die Fondsgesellschaft cominvest der Commerzbank und kann so außerdem ihre Vermögensverwaltung stärken.
Zweiter Anlauf
Bereits im Jahr 2000 hatten Gespräche zwischen Commerzbank und Dresdner Bank über einen Zusammenschluss stattgefunden. Die Verhandlungen waren jedoch geplatzt, eine Fusion beider Institute kam nicht zustande. 2001 kaufte der Allianz-Konzern die Dresdner Bank. Seit Anfang 2008 kamen erneut Gerüchte über eine mögliche Fusion zwischen Commerzbank und Dresdner Bank auf. Diese wurden seit Frühjahr dieses Jahres konkreter.
Zweitgrößte Bank Deutschlands
Durch die Übernahme der Dresdner Bank entsteht in Deutschland ein neuer Bankenriese, der Platz zwei neben dem Branchenprimus Deutsche Bank einnimmt. Die Commerzbank wird nach Abschluss der Transaktion über eine Bilanzsumme von 1,1 Billionen EUR und über elf Millionen Privatkunden verfügen.
Durch die Fusion mit der Dresdner Bank dürfte das Thema „Commerzbank als Übernahmekandidat“ zunächst vom Tisch sein. So macht sich die Bank in der Finanzbranche weniger angreifbar für eine Übernahme durch ausländische Rivalen.