Eine Unternehmensbarometer-Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) brachte es wieder auf den Punkt: Jede Statistik kann frei interpretiert werden; jede Statistik lässt verschiedene Positionen zu.
Die Umfrage, die zu völlig unterschiedlicher Interpretation führte „Deutsche Unternehmen lehnen Hedgefonds mehrheitlich ab“ (net-tribune.de) bzw. „Jedes vierte deutsche Unternehmen ist offen für Beteiligungskapital“ (DIHK Pressemitteilung) wurde im Namen des DIHK Ende Dezember 2006 unter der Teilnahme von ca. 1.100 Unternehmen durchgeführt.
Interessant sind die bei den teilnehmenden Unternehmen vorgefundenen Einstellungen allemal – so würden immerhin 12% Beteiligungskapital akzeptieren, wenn es zu einer Rating Verbesserung führen würde, 17% der Unternehmen können sich Beteiligungskapital Geber als Partner für Umstrukturierungen, Sanierungen oder für die finanzielle Unterstützung bei Investitionen vorstellen. Weitere 12% würden auch zusammen mit den Beteiligungsgesellschaften auf Akquise gehen, sie würden das zusätzliche Budget für Unternehmensübernahmen nutzen wollen. In der Addition erscheint daher die Aussage des DIHK durchaus realistisch, jedes vierte Unternehmen würde Beteiligungskapital akzeptieren.
Auch der Kommentator von net-tribune.de liegt richtig mit seiner Aussage. Immerhin 75% sehen die Mitsprache durch die Kapitalgeber – in der Regel Private Equity Fonds oder große Beteiligungsunternehmen wie z.B. Blackstone (Deutsche Telekom) mit einer gewissen Skepsis. So lehnen rund 22% Fremdkapital durch Beteiligungsfirmen ab, da sie keine Mitsprache der Geldgeber wünschen. Die weitaus größte Gruppe der Unternehmen weicht der Frage mit einer „Nein, ich habe ausreichend Fremd- und Eigenkapital“-Antwort elegant aus. Lediglich 15% lehnen die externe Kapital-Beteiligung grundsätzlich ab.
Demnach wäre eine Interpretation wie z.B. 75% der deutschen Unternehmen würden den Einsatz von Private Equity Beteiligungskapital erwägen, sofern es die finanziellen Begebenheiten des Unternehmens erfordern, ebenfalls zulässig.
Genau in diesem Punkt findet sich auch in der kurzen Erläuterung der Studie ein wesentliches Argument wieder. Den deutschen Unternehmen geht es überwiegend gut. In stark nachgefragten Branchen wie der Industrie ist demnach die Neigung zur Zusammenarbeit mit Beteiligungsfirmen deutlicher geringer ausgeprägt als dies z.B. bei StartUps der Fall ist. Dort wo Wachstum behindert wird, weil bislang keine Rücklagen gebildet werden konnten und Banken aufgrund der Basel II Regelung nicht wirklich Kapital vergeben können/wollen, dort ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Private Equity Unternehmen am größten. Deren Gegenliebe aufgrund des hohen Risikos allerdings auch am Geringsten, sofern Unternehmen noch nicht kurz vor dem Sprung in die Gewinnzone stehen.
Die Kurzusammenfassung der DIHK Unternehmensbarometer-Umfrage finden Sie hier.