Zwei Alphatieren geht es in diesen Tagen buchstäblich an den Kragen. Während Jürgen Klinsmann seinen Trainerjob beim FC Bayern München seit heute morgen los ist, erreichen die Gerüchte um den Rauswurf des Porsche Chefs Wendelin Wiedeking beständig neue Qualität. So merkwürdig der zwischen Wirtschafts- und Sport-Führungskraft gezogene Vergleich auf den ersten Blick scheinen mag, so deutlich scheinen doch die Parallelen.

Beide, Klinsmann wie Wiedeking hatten aus einem mittelmäßig erfolgreichen Team eine überraschend erfolgreiche Mannschaft geformt, die es mit unorthodoxen Methoden in die Weltspitze ihrer jeweiligen Klasse geschafft hat. Während Klinsmann bewährtes Personal (z.B. Sepp Maier) der Deutschen Nationalmannschaft entfernte und Trainingsmethoden wie auch Spielkultur der Deutschen Mannschaft neu und äußerst erfolgreich ordnete, erschaffte Wiedeking mit Unterstützung der Eigentümer und einer enorm verbesserten Unternehmenseffizienz die eigentlich undenkbare Übernahme des großen Bruders Volkswagen.

Beide wären als Superhelden ihrer Branche in die Geschichte des Sports und der Wirtschaft eingegangen, hätten sie sich auf dem Höhepunkt des Erfolgs verabschiedet. Leider verpassen echte Alphatiere diese Gelegenheit so gut wie immer und müssen dann der Demontage ihrer eigenen Person zusehen. Für Klinsmann hat sich die Frage nach dem Ende des Supertrainer-Images schon lange nicht mehr gestellt, seine Spieler spielten lieber wie sie wollten und alle wussten es. Die Autorität war dahin, das Ende als Bayerntrainer absehbar.
Überraschender ist da schon der mögliche Tiefe Fall des Wendelin Wiedeking, der als Manager des Jahres ausgezeichnete Porsche-Chef galt bis vor wenigen Wochen als der Topmanager in guten wie auch schlechten Zeiten. Solange, bis das erstmal offenbar wurde wie knapp die Finanzierungssituation des Autobauers tatsächlich aussieht.

Milliardengewinne aus dem letzten Jahr können die Finanzierung des VW-Deals dennoch nicht sicherstellen, weil Banken und Investoren es eben einfach nicht wollen. So ist es vielleicht eine der wesentlichen Erkenntnisse der Krise, dass auch großer Erfolg nicht vor schnellem und tiefem Absturz bewahren kann. Es gibt eben immer einen, der noch stärker ist.