Der russische Aktienmarkt bietet Anlegern auf Jahressicht das weltweit günstigste Bewertungsniveau, dicht gefolgt von türkischen Aktien. Zu diesem Ergebnis kommt die Fondsgesellschaft Pioneer Investments in einer aktuellen Marktuntersuchung. „Die Gewinne in Russland und der Türkei werden in den kommenden zwölf Monaten steigen“, erwartet Marcin Fiejka, Manager des Pioneer Funds – Emerging Europe and Mediterranean Equity. Das ergibt nach Berechnungen von Pioneer Investments für diesen Zeitraum ein erwartetes Kurs/Gewinn-Verhältnis (Forward P/E) von 6,0 bei russischen Aktien und von 9,2 bei türkischen Aktien. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis im MSCI-World-Index liegt für die kommenden zwölf Monate bei 12,3 (Berechnungsgrundlage Ende Mai 2010). „Mit diesen Bewertungen sind die Aktien beider Länder deutlich günstiger bewertet als die anderer Schwellenländer und Industriestaaten“, so Fiejka.

Aus fundamentaler Sicht haben politische und wirtschaftliche Reformen in der Region die Basis für langfristiges Wachstum geschaffen. „Außerdem sorgt die zunehmende Integration dieser Staaten in die europäische Wirtschaft für Wachstumschancen“, erklärt Fiejka. Weiterer Pluspunkt: „Die solide Finanz- und Währungspolitik der Staaten wirkt sich nun positiv aus“, betont der Fondsmanager. So seien die Kreditausfallversicherungen (CDS) für fünfjährige Staatsanleihen aus Polen, Russland und der Türkei niedriger als für jene aus Portugal, Irland, Italien, Griechenland oder Spanien (per 16. Juni 2010).

Vor allem die Türkei profitierte laut Fiejka von Strukturreformen und der Haushaltsdisziplin der türkischen Regierung. Zudem entwickele sich das Land zu einer regionalen Wirtschaftsmacht und zu einem Drehkreuz der internationalen Energieversorgung: als Beispiel nennt er die derzeit im Bau befindliche Ölpipeline vom Kaspischen Meer über die Türkei nach Westeuropa. Neben der wachsenden strategischen Bedeutung sind damit auch umfassende Investitionen in den Öl- und Gassektor verbunden. Als interessante Werte in diesem Zusammenhang gelten beispielsweise der Raffineriekonzern Tupras-Turkiye Petrol Rafine und der Anlagenbauer und Energiehändler Turca Petrol. „Von Bedeutung ist, dass diese türkischen Unternehmen ihr Wachstum nicht nur innerhalb der Türkei generieren, sondern auf den internationalen Märkten aktiv sind“, erklärt Fiejka.

In Russland bietet nach Ansicht des Fondsmanagers vor allem der Binnenkonsum große Wachstumschancen, da Inflation und Zinsen sinken. „Diese Kombination dürfte die Binnennachfrage stark antreiben“, erwartet Fiejka. Interessant sei vor diesem Hintergrund beispielsweise der russische Baukonzern PIK, der sich vor allem auf den Bau von Häusern für den Massenmarkt spezialisiert habe und von den günstigen Rahmenbedingungen profitieren könnte.