Einst galt er als Guru der Finanzwelt. Wenn Alan Greenspan, langjährigen Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), vor die Mikrofone trat um der Welt etwas über die zukünftige Entwicklung der US-Leitzinsen zu verkünden, stand nicht nur die Wallstreet buchstäblich still, die ganze Welt beachtete die Ausführungen des wichtigsten Notenbankers der Welt. Seine verklausulierten Erklärungen boten ausreichend Platz für Interpretationen und bestimmten die Börsenentwicklungen weltweit.
In einem Interview mit der ZEIT deutet Greenspan allerdings an, dass seine Rolle und die der amerikanischen Notenbank im aktuellen Dilemma um die US-Hypotheken- und Immobilienkrise überschätzt werden. Nach seiner Ansicht gibt es derzeit etwa 20 bis 40 Länder in denen Spekulationsblasen bei Wohnimmobilienmärkten herrschen. Die Schuld für diese Überbewertung könne aber kaum der amerikanischen Geldpolitik gegeben werden.
Greenspan geht in diesem Interview sogar noch weiter und stellt fest „Es gibt keinen Mechanismus, der nahe legt: Die amerikanische Geldpolitik und die von ihr festgelegten Zinssätze für Geld, das einen Tag lang ausgeliehen wird, beeinflussen diese langfristigen Zinsen.“ Alleine das Argument mit niedrigen Zinssätzen die Nachfrage nach Wohnraum und Häusern gesteigert zu haben sieht als durchaus berechtigt, bemerkenswert sein, dass der Preisanstieg bei US-amerikanischen Immobilien sogar unterhalb dem weltweiten Durchschnitt lag, die USA also nicht an der Spitze der Immobilienpreis Steigerungen standen, sondern eher im Mittelfeld.
Nach seiner Meinung ist aus diesem Grund der Zusammenhang zwischen Geldpolitik und der heutigen Immobilienblase nicht belegbar und sieht das eigentlich Übel in den als „collaterized debt obligations“ bekannt gewordenen Hypothekenpapieren, die mit guten Noten der Rating-Agenturen in großem Umfang an Banken weltweit vertrieben worden sind. Die Käufer dieser Papiere hätten die Produkte nicht verstanden und sind entsprechend sorglos damit umgegangen. Die Konsequenz dieser Entwicklung besteht nicht nur aus Abschreibungen in Milliardenhöhe, sondern auch daraus, dass niemand mehr Finanzpapiere kauft, die nicht versteht. Ein klassischer Fall sich selbst regulierender Märkte.
Das ZEIT Interview finden Sie hier – Die große Ironie des Erfolgs