Nach wochenlangem Hin und Her ist heute die Entscheidung um die Fusion der New Yorker Börse (NYSE) und Euronext gefallen. Die Deutsche Börse ist leer ausgegangen, eine Fusion unter Gleichen erschien der Euronext Führung attraktiver als die Eingliederung in ein europäisches Börsennetzwerk.
Interessanterweise wird die New York Stock Exchange die Führung in dem neuen Unternehmen übernehmen, die Eingliederung von Euronext ist also auch hier unvermeidlich gewesen. Chef des neuen Unternehmens wird NYSE-Boss John Thain, Stellvertreter der Euronext-Chef Jean Francois Theodore.
Als Firmensitz werden die bisherige US-Zentrale in New York sowie als internationale Sitze Paris und Amsterdam dienen. Vereinbart wurde ein Aktientausch, bei dem den Euronext-Aktionäre pro Anteilschein 0,98 Aktien des neuen Unternehmens sowie weitere 21,32 Euro in Bar zustehen werden.
Mit einem Handelsvolumen von 80 Mrd. Euro wird das neue Unternehmen ein Zeichen setzen, Experten gehen davon aus, dass dies erst der Anfang einer Marktbereinigungsphase sein wird, weitere Fusionen könnten also in naher Zukunft anstehen.
Chancen für die Deutsche Börse bestehen dennoch weiterhin. Bisher wurde die Vereinbarung nur zwischen der Managementebene beider Unternehmer vereinbart, die Aktionäre hatten bisher noch keinen Einfluss geltend gemacht. Sollte es der Deutsche Börse gelingen ein deutlich besseres Angebot für eine Übernahme von Euronext zu unterbreiten, kann sich hier das Blatt durchaus noch zu Gunsten der Deutschen wenden. Welche Macht die Anteilseigner eines Unternehmens haben konnte die Deutsche Börse vor gar nicht langer Zeit am eigenen Unternehmen erleben. Hedge-Fonds hatten vor Jahresfrist die Übernahme der Londoner Börse durch die Deutsche Börse verhindert und personelle Änderungen des Managements bewirkt. Gerüchteweise können sich auch diesmal einige Hedge-Fonds Manager nicht den Argumenten eines französisch amerikanischen Zusammenschlusses öffnen.
Im Zuge der Übernahmediskussionen sind die aktuellen Zahlen der Deutschen Börsen fast untergegangen – der Vollständigkeit halber ein Überblick:
Das Handelsvolumen an den deutschen Börsen ist im Mai 2006 rund 116 Prozent gestiegen auf 565,1 Mrd. Euro (Mai 2005: 267 Mrd. Euro) und hat damit einen neuen Rekord erreicht (März 2006: 470 Mrd. Euro).