In ihren Werbebotschaften nutzen die Banken derzeit die Abgeltungssteuer, die ab 1. Januar 2009 fällig wird. Mit Floskeln wie „Die Abgeltungssteuer droht!“, „Vorsicht, es geht ans Eingemachte!“ und „Jetzt geht’s ans GegenSteuern!“ machen die Banken in TV Spots, Plakaten und Zeitungsanzeigen Sturm gegen die Abgeltungssteuer. Fast flächendeckend preisen die Institute dabei Dach-Fonds als steuersparenden Ausweg an. Vor den angeblichen Wunderwaffen, die gegen die neue Steuer helfen sollen, warnen allerdings Experten. Nicht wie normale Fonds investieren Dach-Fonds direkt in Anleihen oder Aktien. Manager kaufen mehr Anteile an anderen Renten- und Aktienfonds vergleichbar mit einem Haus, dessen Dach auf mehrere Säulen gestützt ist. Der Dachfonds Manager steigt ein und realisiert zu einem möglichst guten Zeitpunkt Gewinne, wenn ein Fonds läuft. In der anderen Richtung stößt der Dachfonds Manager die Anteile möglichst ohne großen Verlust wieder ab, wenn sich ein Fonds negativ entwickelt.
Dachfonds bieten eine Alternative zur Abgeltungssteuer Reduzierung
Dass der Fiskus auf Kursgewinne keine 25-prozentige Abgeltungssteuer kassiert, wenn Anteile innerhalb eines Fonds verkauft werden, ist der große Vorteil der Fondsmanager. Von 2009 an eine Abgeltungssteuer muss der Privatanleger dagegen zahlen, wenn er einen Fonds abstößt und das Geld in einen anderen Fonds steckt. Immer wieder weisen Bankberater auf dieses Gesetz hin. Die Stiftung Warentest kritisiert, dass die Berater dabei den Dach-Fonds praktisch zu einem Mythos stilisieren. Das Dach-Fonds vom Fiskus genauso behandelt werden, wie andere Fondsanlagen, ist dabei die tatsächliche Realität. Die Tester argumentieren, dass in beiden Fällen Umschichtungen innerhalb eines Fonds steuerfrei seien. Ob er sich für die dauerhafte Anlage eignet, davon hänge die Qualität eines Fonds in beiden Fällen ab.
Eher schlecht schneiden bei der Qualität jedoch viele Fonds ab. Und wenn die Wertentwicklung am Ende nicht stimmt, nützte es nichts, wenn man einen Steuer optimierten Fonds im Portfolio hat. Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, empfiehlt sowieso, dass steuerliche Aspekte bei der Geldanlage nur eine untergeordnete Rolle spielen sollten. Mit der Aussage, dass der Anleger von steuerfreien Kursgewinnen nur solange profitiere, bis er den Fonds verkaufen und in einen neuen investieren müsse, weil der Alte nicht die erwartete Leistung bringe, pointiert dies die Stiftung Warentest. Dass viele Dach-Fonds, die von den Banken jetzt angeboten werden, extra zum Start der Abgeltungssteuer aufgelegt wurden, ist aber ein Problem. Ihre Qualität lasse sich noch nicht beurteilen, da sie noch sehr jung seien, monieren die Verbraucherschützer. Das Dach-Fonds als Kostentreiber gelten, da Anleger in der Regel nicht nur für das Management des Fonds zahlen, sondern auch noch die Gebühren, welche die einzelnen Fonds kassieren, verschweigen viele Bankberater.
Dachfonds-Konzept erhöht zwangsläufig Verwaltungsgebühren
Die Kosten sind vor allem bei Dachfonds hoch, die einzelne Fonds von verschiedenen Fondsgesellschaften kaufen. Um bis zu einen Prozentpunkt höher liegen als bei herkömmlichen Fonds können so die tatsächlichen Verwaltungsgebühren. So wird gerade auf lange Sicht der Ertrag erheblich gemindert. Außerdem fließen auch weniger Kaufgebühren beziehungsweise Ausgabeaufschläge, wenn Anleger wegen der Abgeltungssteuer Fonds nicht mehr so häufig im Depot austauschen, was im Umkehrschluss heißt, dass deshalb die Gefahr besteht, dass im Gegenzug die tatsächlichen Verwaltungsgebühren angehoben werden. Dies meint zumindest Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen. Löcher, die letztlich an der Rendite der Anlage fressen, könnten so in das Dach des Fonds gerissen werden. Interessant können Dach-Fonds dennoch für Langzeitanleger sein. Die Stiftung Warentest macht allerdings die Einschränkung, dass dies nur dann der Fall sei, wenn man die richtigen Fonds auswähle. Genauer unter das Dach des Fonds zu schauen sei daher wichtig. Nicht vor Kurseinbrüchen seien schließlich auch Dach-Fonds gefeit. Vor allem dann nicht, wenn an den Börsen Krisenzeiten herrschen, wie im Moment.
Wirkliche Flops sind bei Dachfonds selten
Relativ gering ist die Wahrscheinlichkeit einen absoluten Fonds-Flop zu erwischen, da Dach-Fonds das investierte Kapital noch breiter streuen als Einzelfonds. Dach-Fonds, die seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, hat die Stiftung Warentest untersucht. Der Acatis 5 Sterne-Universal lag bei den Dachfonds, die weltweit und nur in Aktienfonds investieren, an der Spitze. Das Rennen bei den Dachfonds, die Geld sowohl in Aktien- wie auch in Rentenfonds stecken, machte der DWS Multi Opportunities das Rennen. Das auch mit Dach-Fonds Anleger nicht an der Abgeltungssteuer vorbeikommen, kann man also Fazit ziehend sagen. Das alte Recht sichert sich nur derjenige, der noch vor dem 31.12.2008 einsteigt. Vorausgesetzt, dass er die Papiere mindestens ein Jahr lang im Depot hatte, kassiert er auch nach 2009 für diese Fonds-Anteile künftig steuerfreie Kursgewinne. Gleichermaßen gilt diese Regelung für Einzel- und Dach-Fonds. Dass man sich für den Einzel-Fonds entscheiden solle, wenn man vor der Wahl zwischen einem mittelmäßigen Dach-Fonds und einem sehr guten Einzel-Fonds stehe, regt deshalb die Stiftung Warentest an.